DAS PROJEKT / THE PROJECT


Die Ausstellung Cumuli ist ein Versuch, verschiedene Möglichkeiten der Verwendung von zuvor akkumulierten Dingen durch Künstler aufzuzeigen. Da nicht wenige Künstler ihre Arbeiten in den Bildwelten des normalen Alltags, in Trivialmedien wie Fernsehen, Magazinen oder Postkartenserien, aber auch in historischen Archive oder Dokumenten aus Familienbesitz generieren, sind Arbeiten, die mit dem zeitlichen und kulturellen Transfer von Dingen operieren, zwangsläufig ein Schwerpunkt der Präsentation. An ihnen wird deutlich wie sich durch einen veränderten Umgang, die Einbindung in andere soziale und rituelle Praktiken, erkenntnistheoretische Zusammenhänge oder Wertesysteme das Verhältnis der verwendeten Dinge zum Menschen wie zu anderen Dingen wandelt. 
Interessant sind dabei die (neuen) historischen, wissenschaftlichen, sozialen oder religiösen Implikationen der Dinge ebenso wie ihre ästhetischen, die einer Reihe der in der Ausstellung gezeigten Arbeiten innewohnen. [...] Dass Künstler sich nicht nur für Erinnerungsstücke und Persönliches interessieren, sondern manchmal ebenso Ungewöhnliches und Schräges allein deshalb sammeln, weil sich sonst niemand für diese Dinge erwärmen mag, kann man an einer weiteren Gruppe an Arbeiten erkennen. Konventioneller erscheint der dritte Aspekt künstlerischen Sammelns, dem sich Cumuli widmet: Dem des Kunstsammelns an sich. [...] Das eine ist der Aufbau einer Sammlung durch Tausch mit anderen Künstler/innen, das andere ist der Erwerb einer künstlerischen Arbeit als Inspirationsquelle für das eigene Werk, oder als Ausdruck der Bewunderung für das Werk eines Kollegen oder einer Kollegin. [...]
Das ambivalente Verhältnis von Ding und Werk, das bei jeder Form künstlerischen Sammelns programmatisch im Raum steht, sollte in der Ausstellung sichtbar werden. Deshalb wurde ein Display entwickelt, das Archiv, Lager und Präsentationsfläche in einem ist. Die Dinge können dort im Laufe der Zeit ihren Ort wechseln, werden kurz ins Rampenlicht gestellt und anschließend oder vorher sichtbar im Lager verwahrt.

ENGL. VERSION
The exhibition Cumuli is an attempt to show various possibilities in the use of previously accumulated things by artists. Since no small number of artists generate their works from the image-worlds of everyday life, from trivial media such as television, magazines or series of postcards, but also from historical archives or family documents, artworks which operate with the temporal or cultural transfer of things are inevitably a focus of the presentation. With them it becomes clear how an altered approach or incorporation into different social and ritual practices, epistemological contexts or value systems changes the relationship between the things use and people, and between things and other things. 
Interesting here are the (new) historical, scientific, social or religious as well as aesthetic implications of things, within a number of works shown in the exhibition. […] The fact that artists aren’t only interested in souvenirs and the personal but sometimes collect oddities for the sole reason that no one else can warm to them can be seen in another group of works. […] The third aspect of artistic collection examined in Cumuli seems more convention: art collecting itself. There is the establishment of a collection through exchanging works with other artists; and then the purchase of a work of art as a source of inspiration for one’s own work, or as an expression of admiration for the work of a colleague. […]
The exhibition is intended to bring the ambivalent relationship between thing and artwork implied by every kind of artistic collecting into view. Therefore a form of display has been developed that unites archive, storeroom and presentation surface. The things can change their location during the exhibition period, being placed in the limelight for a short time, before or after their visible storage.

aus / from Susanne Prinz Vom Leben der Dinge / On the life of things, Cumuli Katalog, Berlin 2013